Chancengleichheit. Was bedeutet dieses Wort eigentlich, dachte ich und ging spazieren, guckte währenddessen in den schwarzen Himmel, der so viel Kälte ausstrahlte, dass ich gar fror. Normalerweise ist ein blauer eher mein Favorit und doch schätzte ich dieses Spektal als sinnvoll ein. Der Himmel kann ja nicht immer blau sein, nicht immer Lachen, nicht immer glücklich sein und doch möchte ich es so sehr. Wer konnte mir diesen Grundsatz vom rechten Maß der Mitte besser vermitteln als Fräulein Mutter Natur, die natrülich immer bestrebt ist diesen zu erfüllen? Ich kratzte mich am Kopf, wollte überlegen, wollte klug sein und schaffte es nicht.
Das Umfeld ändert sich und ich mich mit ihm. Der Wald hatte mir immer schon Freude bereitet, schon als kleiner Junge zwischen den großen starken Bäumen gelaufen, auch versteckt. Sie schützten mich vor Schranken, vor eiskalten Blicken, vor der schneidenen Luft. Es war immer kühl hier und die Menschen waren auch so, obwohl sie in der Stadt lebten, wenn man es Stadt nennen konnte, was eigentlich ein Dorf war. Trunken von der Luft, gar berauscht sah ich einmal eine Kerze, auf dem Wasser des Sees. Eine Kerze, so hell, dass sie die Dunkelheit fernhielt, mich wärmte, ich mich fügte. Sie sagte mir, dass mir eine trostlose Zeit bevorstehe. Ich müsse stark sein, tapfer sein, weiter machen. Immer nur weiter, ohne Begründung, weiter und weiter.
Diese ganzen Eismenschen, dachte ich. Kühl geworden in ihren Herzen, atmen kalte Luft ein und aus, wieder ein und aus mit ihren zugefrorenen Lungen. Arbeiten wie Eismaschinen in den Tag hinein, vergessen das Leben, lieben nichtmal sich, gar niemand hat Liebe übrig für irgendjemanden. Halb so wild, denke ich, denn sie merken es noch nicht einmal. Und wenn sie es merken würden, kämen sie damit nicht klar, davon bin ich überzeugt.
Ich solle doch nicht so viel träumen, wird mir immer gesagt. Die Realität akzeptieren. Aber ich weine für jenen Menschen, dem dieses Schicksal seines ist. Akzeptieren ist leicht, aber sein Herz öffnen und zu ändern bedarf es wahren Muts. Jeder Mensch hat die Möglichkeit seine Zukunft so zu gestalten, wie er es möchte. Das Unmögliche zu wagen und Regenbögen an den tristen Himmel zu malen, als wäre ich, jener Mensch, der den Pinsel des Schicksals in der Hand hält, nur noch malen muss.
Ich beneide manches Mal Menschen, die schön sind. Schönheit ist wahrscheinlich eine der wenigen Eigenenschaften, die nicht gleich verteilt sind und doch habe ich irgendwo selber die Verantwortung, die Möglichkeit gutassehend zu sein. Auch wenn ich nur innerlich schön bin, reicht das vollkommen aus. Denn ich suche mir meine Menschen aus, ich bin Menschenfänger.
Zusammenfassend kann ich nur Gott fragen, ob das Chancengleichheit ist. Erkennen zu können für wen ich weinen oder lachen soll?